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"Offensiver Wahnsinn" mit neuem Ausländer Duo?

Ab dem 10.September 2010 wird in der NLA wieder um Punkte und Pucks gekämpft. Im zweiten Amtsjahr will Ambri-Coach Benoît Laporte mit offensiver Spielweise, Emotionen und mit viel Kampfgeist die Playoffs schaffen. Der Francokanadier Laporte bewahrte letzte Saison die Tessiner vor dem Abstieg.

Die Temperaturen im Tessin lassen gerade keine Eishockey-Stimmung aufkommen. Nichts desto trotz sind die Vorbereitungen auf die Saison 2010/2011 im vollen Gange. Der HC Ambri-Piotta startet am 10. September zum ersten Spiel gegen die Lakers aus Rapperswil zu einem weiteren Eishockeyabenteuer in der NLA. Der HCAP ist mit dem Doppelmandats-Experiment (Sportchef und Coach in Personalunion) mit einem blauen Auge davon gekommen. Benoît Laporte schaffte nach einer missratenen Qualifikation das schier Unmögliche. Er bewahrte den Tessiner Traditionsverein dank einem funktionierenden Mannschaftsgefüge gegen den EHC Biel vor dem Gang in die Ligaqualifikation. Die Verantwortlichen in Ambri haben am Trainer festgehalten, so bitter die vielen Niederlagen für die Fans auch waren. War das Gelassenheit, Vernunft und Professionalität? Laporte wurde zwar seinem Ruf als harter, ehrlicher Arbeiter, der auch unbeliebte Massnahmen wie Straftrainings, Degradierungen der Stars auf die Bank etc gerecht. Doch spürbare Fortschritte machte die Mannschaft während der Saison nicht wirklich. Dies auch, weil einige Spieler immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatten. Wer hatte noch keine Hirnerschütterung? – wer will noch mal? hiess die berechtigte Frage. Insgesamt erwischte es über 7 Spieler. Die Verteidiger David Schneider und Jakub Horak so stark, dass sie ihre Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden mussten. Benoît Laporte hatte aber als Trainer bewiesen, dass er in Lage ist, das Spielsystem einer Mannschaft gut zu organisieren und die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Neue Saison - neues Glück? Für teure Stars hatte man in der Leventina auch für die neue Saison schlicht zu wenig Flüssiges. Dem HC Ambri-Piotta ist es aber gelungen, erstens seine Teamleader längerfristig an den Club zu binden und zweitens diverse Ergänzungsspieler und zwei neue Söldner unter Vertrag zu nehmen. Für die Saison 2010/2011 ist Benoît Laporte zuversichtlich: „Wir haben aus der letzten sportlich missratenen Saison die Lehren gezogen. Unsere Technische Kommission hat eine offensive Mannschaft zusammengestellt. Nun wollen wir mit den neu verpflichteten Spielern offensive Akzente setzen und den Fans gute Spiele zeigen. Ein gesunder Konkurrenzkampf belebt die Mannschaft. Jedoch müssen sich alle Spieler neu beweisen. In vielerlei Hinsicht."

Die Torhüter

Kontinuität auf der Schlüsselposition. Thomas Bäumle und Lorenzo Croce werden auch in der kommenden Saison im Tor des HCAP stehen. Die „Nummer 1“ im Tor ist allerdings gesetzt. Dafür hat Thomas Bäumle erstmals ein Teil des Sommertrainings im Ausland bestrittten: Anfangs Mai trainierte er mit dem vom ehemaligen Ambri Trainer Pekka Rautakallio gecoachten finnischen Erstligisten Ässät Pori. Etwas überraschend kam dann ein Aufgebot für das Development Camp der Montreal Canadiens. Thomas Bäumles Ziel war es, im Vorbereitungscamp der Canadiens einen guten Eindruck zu hinterlassen und diesen Eindruck dann während der Saison mit Ambrì zu bestätigen. Mit Lorenzo Croce verfügen die Leventiner über einen soliden Ersatzgoalie, der bestimmt den einen oder anderen Einsatz erhalten wird. Gut möglich, dass die beiden Ambri Torhüter ein Erreichen der Playoffs mit spektakulären Paraden massgeblich beeinflussen können. Doch so sicher wie das Amen in der Kirche wird die Tatsache sein, dass Thomas Bäumle auch diese Saison wieder pro Spiel über 40 Pucks halten muss.

Die Verteidiger

187 erhaltene Tore in den 50 Qualifikationsspielen der vergangenen Saison sind des Guten zuviel. Nicht oft war die Defensivabteilung des HCAP sattelfest. Vor allem gegen technisch und läuferisch starke Mannschaften kamen die Leventiner stets unter Druck. Neben Zdenek Kutlak (punktbester Verteidiger der abgelaufenen Saison) und Marc Gautschi (zweitbester Verteidiger) steht neu auch Reto Stirnimann in der Verteidigung. Stürmer Stirnimann spielte schon bei den ZSC Lions als Verteidiger und wird nun auch in Ambri diesen Part übernehmen. Publikumsliebling Zdenek Kutlak wird von Benoît Laporte wohl viel Eiszeit erhalten und das Offensivspiel der Tessiner wieder gefährlicher machen. Wieder im Kader zurück ist nach seiner Hirnerschütterung Reto Kobach. Der Luzerner war in der abgelaufenen Saison eher der defensive Part in der Verteidigung zugedacht. Dadurch gab er den meist jungen Spielern Rückhalt. Spannend dürfte die Saison der jungen Tessiner Giacomo Casserini, Daniele Marghitola, Uinter Guerra, Kruno Perkovic und dem Zuger Neuzuzug Raphael Vassanelli werden. Casserini und Marghitola konnten bereits beweisen, dass sie durchaus dazu in der Lage sind, über einen längeren Zeitpunkt auf einem hohen Niveau zu spielen. Komplettiert wird Ambris Verteidigung durch den Routinier Ralph Bundi. Obwohl Bundi verletzungsanfällig ist, besticht er durch eine gute Übersicht und offensive Qualitäten. Erst kürzlich verpflichteten die Leventiner den 24-jährigen Gian-Andrea Randegger. Der ehemalige Davoser Verteidiger hatte bereits beim B-Ligisten Langenthal bewiesen, dass mit ihm auch in der NLA zu rechnen ist. Trotzdem bleibt die Ambri Verteidigung wohl das grosse Fragezeichen der Mannschaft.

Die Stürmer

"Feuer frei!", könnte das Motto der kommenden Saison sein. Dabei sollen die Sturmreihen des HCAP oft in Konstellationen auftreten, dass der gegnerische Torwart schon einen seiner besseren Tage haben sollte, um ihnen am Nerv zu ziehen. Die Leventiner wollen in der kommenden Spielzeit wieder offensives "Powereishockey" zeigen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, ist doch der Sturm, bis auf einige Abgänge grösstenteils zusammengeblieben und erheblich verstärkt worden. Neu stehen mit den Zugängen Martin Kariya und Yanick Lehoux zwei Spieler parat, die mit Sicherheit in Ambri für Furore sorgen möchten. Beide Neuankömmlinge sind schnell, trickreich und können ein Spiel im Alleingang entscheiden. Bei beiden Stürmern handelt es um eine Rückkehr in die höchste Schweizer Liga. Kariya, der zuletzt für den KHL-Verein Dinamo Riga gespielt hat, war in der Saison 2008/09 mit 15 Toren und 45 Assists für die SCL Tigers die Nummer 10 der NLA-Skorerliste. Lehoux, der in der Saison 2005/06 für Genève-Servette und Basel elf NLA-Spiele bestritten hatte, totalisierte zuletzt für den schwedischen Verein Södertälje in Qualifikation und Abstiegsplayoffs 40 Skorerpunkte (18 Tore/22 Assists). Die Routiniers Trevor Meier und Raeto Raffeiner waren für Trainer Benoît Laporte Wunschtransfers. Laporte sieht den Engadiner Raeto Raffainer als ähnlichen Spieler wie Paolo Duca, nur noch etwas schneller und wendiger. Vom 35-jährigen Kanada-Schweizer Trevor Meier erwartet der Ambri Coach wichtige Tore und wie bei Raffainer die Möglichkeit, in einer der ersten beiden Linien Verantwortung zu übernehmen. Unbestritten sind auch die Führungsrollen, welche beispielsweise Captain Paolo Duca, Alain Demuth, Julian Walker, Adrian Brunner oder Mirko Murovic einnehmen. Aber auch Spieler wie Mattia Bianchi oder Roman Botta sind ein wichtiger Bestandteil. Mit dem Riesentalent Inti Pestoni steht ein weiterer Spieler bereit, der seinen Durchbruch in der NLA schaffen könnte. Der 18-Jährige ist wohl derzeit der talentierteste Spieler aus der Ambri-Schmiede. Zudem steht mit Grégory Hofmann ein weiteres viel versprechendes Stürmertalent im Kader. Der 1992 geborene Spieler wurde an der U18-WM mit 5 Toren der erfolgreichste Schweizer Stürmer und viertbester Skorer und bestritt bereits einige Einsätze in der höchsten Liga.

Prognose

Die Leventiner konnten die letzte Saison mit einer Glanzleistung beenden. Ein positives Ereignis im Hinterkopf als Signal in die neue Saison? Ambri hat nach der verkorksten Saison bei seinen heissblütigen Fans einiges gut zu machen. Einiges an Goodwill hat die Laporte Truppe mit einer nahezu perfekten Vorbereitung zurück gewonnen. Kann sich die Verteidigung während der Saison noch steigern und wird dadurch weniger Fehleranfällig, liegt für den HCAP einiges drin. Ambri ist mit dieser offensiv ausgerichteten Mannschaft durchaus in der Lage, die Playoffs zu erreichen. Viel wird aber von den Schlüsselspielern abhängen. Können sie ihre Form welche sie in der Vorbereitung gezeigt haben ausspielen und treffen regelmässig, kann der HCAP den Anschluss am Strich halten. Vielleicht können die Leventiner gar das Zünglein an der Waage spielen. Dazu der letztjährige Shootingstar Adrian Brunner: „Mit diesem Team sind die Playoffs durchaus in Reichweite. Eine Saison wie letztes Jahr wollen und können wir auf keinen fall wiederholen. Die neuen Ausländer Yanick Lehoux und Martin Kariya hinterlassen einen super Eindruck, sie können das Spiel reissen. Auch Erik Westrum und Zdenek Kutlak scheinen auch bereits in Form zu sein. Punkto Ausländer sind wir bestens besetzt, die Voraussetzungen um gut abzuschneiden sind da“. Mit guten Spielen werden wieder vermehrt Fans in die bitterkalte Valascia kommen und ihren Club frenetisch unterstützen. Behalten die Nord-Tessiner ihren Teamcharakter bei und können die jungen eigenen Spieler, welche letztendlich auch für die Kadertiefe sorgen, den nächsten Schritt machen, ist bei Ambri wieder vieles möglich. Mit dem ersten Spiel am 10. September betreten die Leventiner auch das neue Eis der alten Valascia. Ob das alte Ambri Stadion mit der neuen Eisaufbereitung wieder eine Festung wird, wie es einst in den achtziger und neunziger Jahre war, wäre für das Überleben des Clubs nötig. Ambri hat in vergangenen Jahren oft bewiesen, dass sie nicht nur in heimatlichen Gefilden wichtige Siege erringen können. Grosse Clubs zu ärgern gehört nämlich seit Ewigkeiten zum Leitmotiv des HC Ambri-Piotta.
André Sägesser