Saisonrückblick 2008/09 Mit einem Penaltytor in der Verlängerung des sechsten Spiels ging die Saison 2008/09 für den HCAP zu Ende. Das Saisonziel Playoffs wurde nach viel Verletzungspech, einem Trainerwechsel und ungenügender Spielerleistungen verpasst. Nun muss der HC Ambri-Piotta nach einer missratenen Saison und einem weiteren Gang in die Playouts über die Bücher. Immerhin, mit einer eindrücklichen Demonstration von Kampfgeist, Charakter und Einsatz hat sich Ambri gegen den Aufsteiger EHC Biel den Ligaerhalt gesichert. Dies in der Verlängerung mittels Penalty nach einem 0:3-Rückstand im 6. Playoutspiel. Die Leventiner Mannschaft hatte sich letzten Sommer auf einigen Positionen verändert. Für die Defensive hat man mit Ralph Bundi, Fabian Stephan und Jakub Horak drei Cracks verpflichtet. Mit Claudio Micheli wurde ein in der NLA bestens bekannter Spieler ins Tessin geholt. Der mittlerweile 38jährige Bündner wollte es in der Leventina nochmals wissen und mit seiner immensen Erfahrung von über 900 Spielen und 17 NLA Saisons Ambri helfen, die Playoffs zu erreichen. Als körperlich starke Akteure wurden die beiden Stürmer Julian Walker und Mirko Murovic engagiert. Zudem verfügten die Tessiner mit Martin Sonnenberg schon zu Beginn der Saison über einen fünften Ausländer. Als inziger neuer Ausländer wurde der Amerikaner Noah Clarke, als neuer Coach der Olympiasieger John Harrington präsentiert. Die technische Kommission des HCAP konnte mit der Verpflichtung von John Harrington einen Trainer mit einer sehr grossen Erfahrung im nordamerikanischen Junioren-Eishockey engagieren. Insgesamt neun Vorbereitungsspiele absolvierte der HCAP, die Bilanz war dabei durchzogen. Einige Male wurde schonungslos aufgedeckt, dass Ambri gegen eine läuferisch und technisch bessere Mannschaft nur geringe Chancen hat. Wie fast jedes Jahr gelang dann den Leventinern ein Meisterschafts-Auftakt nach Mass. Gleich mit 6:2 wurde Fribourg in der Valascia vor über 5700 Fans abgefertigt. Wie dieses Spiel einzuordnen war, wusste man nach einigen Runden. Denn bereits im zweiten Spiel auswärts in Genf musste der HCAP Bekanntschaft mit der Niederlage machen. Trotz weiterer Pleiten zeigte der HCAP viel Herzblut, Aggressivität und setzte seine Mittel ideal ein. Neuzuzug Noah Clarke konnte aber nicht beweisen, dass er ein valabler Ersatz für Hnat Domenichelli sein könnte.
Nach einigen Niederlagen sowie Siegen gegen Zug und den Aufsteiger Biel sorgte das erste Saisonderby wieder für positive
Schlagzeilen - und wie. Die rund 7300 Zuschauer bekamen alles gezeigt, was den Eishockey-Sport so attraktiv macht. Zu Beginn des 164. Meisterschaftsderbys deutete überhaupt nichts auf einen
deutlichen HCAP-Sieg hin. Lugano machte mächtig Druck, Ambri musste in den ersten sieben Minuten praktisch permanent in Unterzahl spielen. Nur dank Thomas Bäumle im Tor überstanden die Leventiner diese Phase ohne Gegentreffer. Was sich dann aber in der Resega abspielte, sprengte
alles bisherige aus Leventiner Sicht. Gleich mit Genau jener Westrum fiel im darauffolgenden Spiel gegen Servette nach einem absichtlichen Kniestich von Serge Aubin für mehrere Wochen aus. Ambri konnte nach dem knapp verlorenen Spiel und dem verletzungsbedingten Ausfall ihres Topskorers trotzdem positiv reagieren und die SCL Tigers auswärts mit 0:4 besiegen. Noch grösseres Verletzungspech dann in der Auswärtspartie in Rapperswil: Goalie Thomas Bäumle blieb in der 14. Minute in einer Eisrille hängen und verdrehte sich das Knie. Der Solothurner musste auf der Bahre vom Eis getragen werden. Die Diagnose war niederschmetternd: Meniskus- und Aussenbandschaden und damit Saisonende für Ambris Rückversicherung, eine weitere Hiobsbotschaft. Im darauffolgenden Heimderby bekamen die 7000 Fans in der ausverkauftem Valascia ein dramatisches Spiel zu sehen. Es ging hin und her, nach 60 Minuten stand es 6:6, es kam zur Verlängerung. In dieser hatte der HCAP deutlich mehr Anteile, stand sehr nahe am Siegtreffer, zog dann aber im Penaltyschiessen mit 2:3 den Kürzeren. Lorenzo Croce, der praktisch neben der Valascia aufgewachsen ist, konnte sich einen Kindheitstraum erfüllen. Sein erster NLA-Einsatz von Anfang an war gleich ein Derby. So richtig in die Gänge kam der HCAP nie. Die Mannschaft war
vielfach in den ersten 15 Startminuten nicht bereit, machte defensiv zu viele
individuelle Fehler, was die Gegner jeweils zu Toren nutzten. Immerhin
blieb der HCAP mit einem 3:0 Heimsieg gegen die SCL Tigers an den Playoff-Plätzen dran.
Aber auf einen Sieg folgten stets wieder Niederlagen. Ambri-Coach John Harrington musste schon früh über die Bücher: In den Auswärtspartien
bei den ZSC Lions und in Davos kassierte sein Team 13 Gegentore, obwohl sich der Gegner in der zweiten Spielhälfte jeweils schonte. Nach einer Sitzung mit Trainern und Staff wurde entschieden, dass man den beiden jungen Goalies Lorenzo Croce und Giacomo Beltrametti vorerst das Vertrauen gibt. Die sportliche Leitung hat zwar nach Goalie-Alternativen gesucht, in Frage
kam aber nur eine Verpfichtung bis Ende Saison. Anfangs November verlässt Corsin Camichel per sofort den HCAP und wechselt zum EVZ und damit zu seinem Bruder Duri. Der Bündner kam
beim HCAP nicht auf Touren und erzielte in 20 Spielen nur 7 Assists.
Es sind einige wenige Änderungen im Kader der Leventiner zu erwarten. Von den Spielern verlassen Grégory Sciaroni (Davos), Nick Naumenko (Biel, Langnau?), Claudio Micheli (GCK Lions) und Goalie Giacomo Beltrametti (Visp) definitiv den HCAP. Das Ambri-Urgestein Nicola Celio hat nach 20 NLA-Saisons seinen Rücktritt vom aktiven Sport erklärt. Im April wurde der neue Trainer präsentiert. Es handelt sich um den Franko-Kanadier Benoit Laporte. Der knapp 49jährige hat eine lange Erfahrung, ist ein guter Ausbildner, eine starke Persönlichkeit und hat technische Kenntnisse. Zudem spricht er vier Sprachen fliessend. Offen sind noch zwei Ausländerpositionen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden zwei Stürmer zum HCAP stossen, ein Flügelstürmer in die Linie um Erik Westrum und ein Mittelstürmer. Laporte und Aeschlimann werden während der WM mögliche Kandidaten beobachten.
In den nächsten Wochen soll für 1,5 Millionen Franken neues Aktienkapital gezeichnet werden, um der AG die Liquidität zu sichern. Wichtig für die Zukunft ist auch die Vorantreibung des Stadionprojektes. Gemäss Lombardi wird aber vorerst für die nächsten Jahre die Valascia soweit saniert, dass weiterhin NLA-Hockey gespielt werden kann. Aus sportlicher Sicht ist es für den HCAP extrem wichtig, wieder über vier Topausländer zu verfügen. Denn wir alle können uns an die Vergangenheit erinnern, wo die Leventiner jeweils über Topshots verfügten, die Spiele im Alleingang entscheiden konnten. Solche Cracks sind wieder gefragt. Hoffen wir, dass mit dem neuen VR und der neuen technischen Leitung wieder positivere Zeiten zurückkehren. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass wohl auch nächste Saison eine sehr schwierige werden wird.
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